Themen der Trauer

Obwohl wir alle mit Schicksalsschlägen unterschiedlich umgehen und Trauer so individuell wie ein Fingerabdruck ist, durchlaufen wir doch ähnliche Phasen und haben ähnliche Themen. Wichtig zu wissen ist, dass es keine lineare Abfolge dieser Themen gibt, sondern eher eine zyklische, das heißt, manche Themen kommen immer wieder.
Vielleicht findest du dich bei manchen Themen wieder und sie erklären dir vielleicht, warum du in der Trauer manchmal auch ein Chaos von Gedanken und Gefühlen wahrnimmst.
Die folgenden Themen wurden von Birgit Halbe und Stephanie Witt-Loers (2013), beide sind in der Trauerbegleitung junger Menschen tätig, in Anlehnung an die „Traueraufgaben“ von zwei Trauerforschern, J. W. Worden und Chris Paul, beschrieben. Wir haben sie hier zusammengefasst:

Existenz sichern

Wenn eine nahe, wichtige Person in einer Familie gestorben ist, geht es eigentlich um zwei Dinge:
1. um den emotionalen Schmerz
2. um das Weiterleben ohne die Person.
Du fragst dich vielleicht: wie kann unser eigenes Weiterleben eigentlich weitergehen? Ist die finanzielle Situation gesichert? Bin ich versorgt? Kann ich meine Lebenspläne beibehalten oder muss ich etwas ändern? Wer sorgt für meine seelische Stabilität? Diese Fragen verlangen nach Antworten. Deshalb pendeln wir gewissermaßen zwischen der Trauer und einer Art von Stress.

Den Verlust als Realität akzeptieren

Das ist für manche Menschen sehr schwer, insbesondere dann, wenn es keine Gelegenheit gegeben hat, sich zu verabschieden. Manchmal hast du vielleicht das Gefühl, als wäre alles nur ein böser Traum gewesen. Wir brauchen Zeit, um zu verstehen, was überhaupt passiert ist. Es kann hilfreich sein, wenn du eine Person hast, die dir Fragen zum Geschehenen beantworten kann.

Den Schmerz verarbeiten

Um deinen Schmerz zu verarbeiten, ist es wichtig, Gefühle zuzulassen und auszudrücken. In der Familie, die nach dem Tod meistens an Stabilität verloren hat oder auch im Freundeskreis, in Schule, Uni oder Ausbildung, fällt dir das unter Umständen schwer. Es ist ja auch wichtig, dass es Orte gibt, an denen alles so wie immer sein kann. Trotzdem solltest du deiner Trauer auch den Raum und die Zeit geben, die sie braucht. Manchmal fällt es leichter, sich mit fremden Menschen über das Gefühl der Trauer auszutauschen – oder ein Tagebuch zu schreiben. Dazu gehören auch die Gefühle, die verwirrend sind: nicht weinen können, fröhlich oder albern oder wütend sein.

Es ist aber auch wichtig, diesen Raum und die Zeit für die Trauer zu begrenzen und sich wieder auf das Leben einzulassen. Beides soll in deinem Leben seinen Platz finden.

Sich an die Welt ohne die verstorbene Person anpassen

Deine Welt hat sich nach dem Tod verändert. Du bist nun vielleicht nicht mehr Tochter oder Sohn, nicht mehr Bruder oder Schwester? Dann nimmst du nun eine neue Rolle ein und benötigst dafür möglicherweise auch neue Fähigkeiten.

Es kann sein, dass sich auch deine nächsten Mitmenschen durch die eigene Betroffenheit verändert haben, sodass du dich an diese Veränderungen anpassen musst.
Womöglich kannst du nun auch die ganze Welt nicht mehr verstehen und du musst eine neue Erklärung für alles, was geschieht, finden.

Eine dauerhafte Verbindung zur verstorbenen Person finden

Vielleicht fällt es dir mit der Zeit leichter, an die verstorbene Person zu denken:

es kann sein, dass du dann feststellst, dass du nicht mehr nur traurig wirst, wenn du an die verstorbene Person denkst, sondern dass du auch eine neue Stärke gewinnst. Mit dem Tod wurde dir nicht alles von der Person genommen, um die du trauerst:
Es kann sein, dass sie in deiner Erinnerung, in deinen Gedanken und in deinem Gefühl weiterlebt. Manchmal übernimmt sie sogar wichtige Funktionen: als Berater, als Beschützer oder innerer Begleiter. Das kann dich sehr stark machen.

Sinnfrage

Die „Warum“-Frage kann dich lange beschäftigen. Warum ist alles so gekommen?
Manche von uns verlieren in ihrer Lebenssituation den Glauben an etwas Größeres - andere finden zum Glauben, der ihnen vor dem Tod nichts bedeutete. Die große Sinnfrage tut sich auf und wir sehen jetzt vieles mit anderen Augen.

Deine eigene Deutung oder auch dein Optimismus kann dir jetzt sehr helfen.